Tagesfutterplan, damit es unseren Pferden gut geht

Die Ansprüche an eine tiergerechten Pferdehaltung haben sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. War es bisher das Ziel, Pferde vor Tierquälerei, wie Überforderung, Verletzungen durch Training, Giftpflanzen, usw. zu schützen, geht es heute darum, dafür zu sorgen, dass es unseren Mitgeschöpfen, unseren Partnern, das sind die Pferde heutzutage,  gut geht.

Und davon, dass es unseren Pferden gut geht, kann nicht immer die Rede sein:

  • Pferde sind in Deutschland nach durchschnittlich 10 Jahren verschlissen (Quelle: Versicherungen)

  • Das durchschnittliche Pferd in Deutschland ist nur 5,5 Jahre nach dem 3. Lebensjahr in Nutzung (Quelle: Brade)

  • Pferde in Deutschland erreichen gerade einmal die Hälfte des biologisch möglichen Lebensalters (Quelle Hübbers)

  • Koliken und Vergiftungen haben in den letzten Jahren stark zugenommen

  • Wohlstandserkrankungen wie z.B. Diabetes (=EMS), Hufrehe, Magengeschwüre zusammen mit Übergewicht sind Massenerscheinungen.

Um zu verstehen, wann es Pferden gut geht, haben mittlerweile die Ethologen, also die Verhaltensbiologen, ein wesentlich größere Bedeutung als noch vor wenigen Jahren.

Der Blick nach Draußen reicht alleine heute nicht mehr aus, damit Pferde ihre Bedürfnisse befriedigen können und es ihnen gut geht.

Einen entsprechenden Wandel gibt es auch in der Pferdefütterung. War in der Vergangenheit die Pferdefütterung davon geprägt, möglichst Leistungssteigerungen der Pferde mit ausgeklügelten Futterrationen und immer neu geschaffenen Zusatzfuttermitteln zu generieren, wird heute mehr und mehr darüber nachgedacht, wie Pferde so zu füttern sind, dass wir Menschen Rücksicht auf die genetisch festgelegten Verhaltensweisen und den daraus resultierenden Bedürfnissen nehmen und es den Pferden in unserer Obhut möglichst gut geht.

Auch in diesem Bereich sind die Futterexperten viel stärker als bisher auf die Zusammenarbeit mit den Ethologen angewiesen, denn sie wissen, welche genetisch fixierten Grundbedürfnisse Pferde haben und wie diese bei der Fütterung berücksichtigt werden, damit es unseren Pferden gut geht.

Aus alten germanischen Pferdegräbern wissen Forscher, wie Pferde damals gelebt haben.

Um es gleich vorweg zu sagen, das Exterieur des heutigen Pferdes hat sich durch die 5.000jährige Domestikation (Haustierwerdung) zwar wesentlich verändert, das Interieur (Anatomie, Physiologie, Verhalten) ist aber durch die 10.000 mal längere Entwicklungsgeschichte des Pferdes unverändert tief genetisch fixiert. Diese Tatsache wird von seriösen Wissenschaftler nicht bezweifelt.

Folgende Details nennen Ethnologen immer wieder, wenn es darum geht, dass es unseren Pferden gut geht:

  • Das Grundbedürfnis aller Pferde ist eine kontinuierliche Futteraufnahme. 80% ihres Lebens sind Pferde damit beschäftigt! Nur dann leben Pferde stressfrei, wenn sie diesem genetisch fixierten Grundbedürfnis nachkommen können. Als Herdentiere werden Pferde, auch das ist genetisch fixiert, immer aggressiv handeln (agonistisches Verhalten), wenn sie ihre Grundbedürfnisse nicht befriedigen können. Pferde, die ihrem Grundbedürfnis nach kontinuierlicher Futteraufnahme nicht realisieren können, sind gestresst (Magengeschwüre!) und werden  gegenüber ihren Artgenossen und auch dem Menschen vermehrt aggressiv auftreten. Viele Pferde versuchen dann ihren Stress durch unerwünschte Verhaltensweisen zu kompensieren.
  • Nach Einschätzung aller Ethologen (Verhaltensforscher) müssen Pferde mindestens 12, besser 14-16 Stunden Zugang zu Futter haben, um ihr genetisch fixiertes Grundbedürfnis nach Nahrungsaufnahme befriedigen zu können. Das gelingt nur mit der Gabe von wenig energiereichen Futtermitteln, wie Heu, Stroh, Silage und Gras.
  • Sowohl das Verhalten als auch die Anatomie und Physiologie des Pferdes ist exakt darauf eingestellt, dass es keine Fresspausen (Futterkarenz) länger als 4 Stunden gibt.
  • Nur durch die kontinuierliche Futteraufnahme (mindestens 12 h) und kurzen Fresspausen (max. 4 h) wird wirksam verhindert, dass Pferde an den vermeidbaren Massenerkrankungen, wie z.B. Magengeschwüren, Koliken, Hufrehe, EMS und Verschlag erkranken und chronisch leiden sowie Verhaltensauffälligkeiten (Zähneknirschen, Stangenbeißen, Boxenschlagen, Scharren, Lecken, Koppen, Weben, usw.) zeigen und sich aggressiv und wenig kooperativ bei der Arbeit verhalten. Fütterungsexperten beschreiben diesen Krankheitskomplex mit den beiden Sammelbegriffen Dysfermentation (krankmachende Fehlverdauung) und Dysbiose (negative Veränderung der Verdauungsbakterien).
  • Erwachsene, gesunde Großpferde fressen in 1 Stunde durchschnittlich 1kg Heu oder Stroh, 2 kg Silage (50% TM), 5 kg Gras (150 g TM) oder 6 kg Kraftfutter.
  • Die Verdauungsphysiologie des Pferdes ist auf 1 kg Heu oder 1kg Stroh, 2 kg Silage oder 5 kg Gras pro Stunde eingestellt. Größere Futtermengen je Stunde überfordern das hippologisches Verdauungssystem und führen entsprechend zu Dysbiosen und Dysfermentationen mit ihren vermeidbaren Folgeerkrankungen. Den nutritiv überforderten Pferden geht es nicht mehr gut.
Bei 12 Stunden Nahrungsaufnahme wird ein Großpferd etwa 60 kg Gras fressen.

Mit einem Tagesfutterplan kann jeder Pferdehalter genau überprüfen, ob es seinem Pferd aus nutritiver Sicht (aus Sicht der Fütterung) gut geht. Der Tagesfutterplan enthält ein 24- Stunden- Raster. In ihm werden die Futtermittel eingetragen, die jeweils in einer Stunde gefressen werden können. Beispiel: Bei der Gabe von 6 kg Heu um 8.00 Uhr werden 6 Stundenkästchen, beginnend mit dem 8.00- Uhr- Kästchen, angekreuzt, 6 kg Kraftfutter bekommt nur ein Stundenkästchen. Nach Eintrag aller Futtermittel sowie der jeweils notwendigen einstündigen Fresspausen vor und nach Arbeitsphasen mit dem Pferd wird rasch sichtbar, ob das Pferd mindestens 12 Stunden Futterzugang hat und die Fresspausen nie länger als 4 Stunden sind.

Ein Tagesfutterplaner zur tiergerechten Pferdefütterung. So geht es dem Pferd gut!

Der Tagesfutterplaner kann als pdf- oder Excel- Datei im Downloadbereich heruntergeladen werden.