Um es gleich vorweg zu sagen: Weidelgras enthält oft mehr Fruktan als andere Grassorten. Aber: Der Verzicht auf Weidelgras schafft keine wirkliche Verringerung der Rehegefahr beim Pferd.
Ein kleiner Exkurs in die Pflanzenphysiologie hilft weiter. Pflanzen betreiben Photosynthese. Bei der Assimilation wird Sonnenlicht in Treibstoff (Zucker) umgewandelt. Diese aufgebaute Energie nutzt die Pflanze bei der Dissimilation, um Arbeit zu leisten, z.B. Wassertransport, Wachstum, Fruchtbildung, Bewegung, usw..
Damit die Pflanze die durch Sonnenlicht aufgebaute Energie wieder abbauen kann (also verbraucht), müssen die Wachstumsbedingungen oder auch Wachstumsfaktoren stimmen, denn nur so kann die aufgebaute Energie z.B. in Wachstum umgewandelt werden.
Nimmt die Pflanze Sonnenlicht auf und produziert daraus Energie, kann sie aber wegen der widrigen Wachstumsbedingungen nicht umwandeln (verbrauchen), dann speichert sie die aufgenommene Energie als Fruktan ab. Die Pflanze enthält jetzt viel Fruktan, also Zucker. Der löst oftmals Hufrehe aus.
Also: Fruktan wird weitgehend vermieden oder reduziert, wenn durch ein fachlich korrektes Weidemanagement die Wachstumsbedingungen (Wachstumsfaktoren) stimmen. Dazu gehören Wärme, Feuchtigkeit, Nährstoffe, Bodenluft, Bodenleben, Licht, usw.. Feuchtigkeit durch Humus, Nährstoffe durch Düngung, Bodenluft durch nicht verdichtete Böden, Vermeidung von Überweidung, usw. schaffen die Voraussetzung, dass die durch Sonnenlicht aufgebaute Energie auch wieder verbraucht wird. Fruktan entsteht nicht bzw. wenig. Auch wenn viele Freizeitpferdehalter es nicht hören wollen, gedüngte und gepflegte Weiden haben ein deutlich geringeres Hufreherisiko für Pferde! Als ideal für Pferde haben sich ca. 70 kg N/a/ha sowie Grunddüngung (P, K, Mg, Ca) nach Bodenprobe erwiesen.
Wenn in der Weidesaison zwar die Sonne lange scheint, aber die Wachstumsfaktoren nicht stimmen (kühles (unter 6 – 7 °) aber sonniges Wetter, trockene Böden und Sonne, usw. dann müssen entweder die Wachstumsfaktoren verbessert werden (z.B. wässern) oder aber die Pferde von der Weide geholt werden.
Da im Frühsommer die Sonne länger scheint als im Spätsommer, ist die Fruktanspeicherung bei mangelhaften Wachstumsfaktoren im Frühjahr höher und dies ist die Erklärung, warum im Frühjahr die Rehegefahr höher ist als im späteren Sommer.
Hallo Janine,
jetzt ist das WINration TEAM doch ein wenig stolz. Danke.
Jetzt aber zu Deinem Problem. In aller Regel ist Hufrehe nicht das Problem eines bestimmten Futtermittels, sondern schlichtweg und einfach eine Überfütterung mit Energie. Da im Gras bzw. Heu schon reichlich Energie ist, ist es bei gefährdeten Pferden immer ratsam das Kraftfutter ganz oder drastisch zu reduzieren.
Deine Pferde werden jetzt aber so langsam Senioren. Deshalb kannst Du davon ausgehen, dass sie einen zusätzlichen Energie- und Eiweißbedarf von +20% haben.
Da bei älteren Pferden die Verdauung nicht mehr so effizient ist, ist der Mehrbedarf nötig und der Einsatz von leicht verdaulichen Futtermitteln zum Heu ratsam.
Bleibe bei 1,5 – 2 kg Heu/100 kg Körpermasse bzw. zum freien Bedarf. Zusätzlich fütterst Du, so unser Vorschlag zur Erprobung, täglich 500 g Zuckerrübenschnitzel pro Pferd. Diese in vierfacher Menge Wasser für mindestens zwei Stunden quellen lassen, ein Schuss Pflanzenöl hinein und etwa 100 g Sojaextraktionsschrot. Bei Bedarf kannst Du in dieses Gemisch natürlich bequem Kalk, Salz, usw. verabreichen.
Beachte: Wenn die Trockenschnitzel pelletiert sind, dann brauchen sie zum Quellen 4 – 5 Stunden.
Dir als Fachfrau muss ich ja nicht sagen, dass Du erst mit kleineren Mengen anfütterst.
Viele liebe Grüße vom WINration TEAM