Hufrehe vermeiden: Fruktan im Gras reduzieren!

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Das Hufreherisiko sinkt mit Senkung des Fruktangehaltes im Gras. Weidepflege ist das Gebot der Stunde!

Um es gleich vorweg zu sagen: Weidelgras enthält oft mehr Fruktan als andere Grassorten. Aber: Der Verzicht auf Weidelgras schafft keine wirkliche Verringerung der Rehegefahr beim Pferd.

Ein kleiner Exkurs in die Pflanzenphysiologie hilft weiter. Pflanzen betreiben Photosynthese. Bei der Assimilation wird Sonnenlicht in Treibstoff (Zucker) umgewandelt. Diese aufgebaute Energie nutzt die Pflanze bei der Dissimilation, um Arbeit zu leisten, z.B. Wassertransport, Wachstum, Fruchtbildung, Bewegung, usw..

Damit die Pflanze die durch Sonnenlicht aufgebaute Energie wieder abbauen kann (also verbraucht), müssen die Wachstumsbedingungen oder auch Wachstumsfaktoren stimmen, denn nur so kann die aufgebaute Energie z.B. in Wachstum umgewandelt werden.

Nimmt die Pflanze Sonnenlicht auf und produziert daraus Energie, kann sie aber wegen der widrigen Wachstumsbedingungen nicht umwandeln (verbrauchen), dann speichert sie die aufgenommene Energie als Fruktan ab. Die Pflanze enthält jetzt viel Fruktan, also Zucker. Der löst oftmals Hufrehe aus.

Also: Fruktan wird weitgehend vermieden oder reduziert, wenn durch ein fachlich korrektes Weidemanagement die Wachstumsbedingungen (Wachstumsfaktoren) stimmen. Dazu gehören Wärme, Feuchtigkeit, Nährstoffe, Bodenluft, Bodenleben, Licht, usw.. Feuchtigkeit durch Humus, Nährstoffe durch Düngung, Bodenluft durch nicht verdichtete Böden, Vermeidung von Überweidung, usw. schaffen die Voraussetzung, dass die durch Sonnenlicht aufgebaute Energie auch wieder verbraucht wird. Fruktan entsteht nicht bzw. wenig. Auch wenn viele Freizeitpferdehalter es nicht hören wollen, gedüngte und gepflegte Weiden haben ein deutlich geringeres Hufreherisiko für Pferde! Als ideal für Pferde haben sich ca. 70 kg N/a/ha sowie Grunddüngung  (P, K, Mg, Ca) nach Bodenprobe erwiesen.

Wenn in der Weidesaison zwar die Sonne lange scheint, aber die Wachstumsfaktoren nicht stimmen (kühles (unter 6 – 7 °) aber sonniges Wetter, trockene Böden und Sonne, usw. dann müssen entweder die Wachstumsfaktoren verbessert werden (z.B. wässern) oder aber die Pferde von der Weide geholt werden.

Da im Frühsommer die Sonne länger scheint als im Spätsommer, ist die Fruktanspeicherung bei mangelhaften Wachstumsfaktoren im Frühjahr höher und dies ist die Erklärung, warum im Frühjahr die Rehegefahr höher ist als im späteren Sommer.

 

Fütterung von Rehepferden

Janine sagt:

Hallo,

meine Frage bezieht sich auf den Ausnahmezustand Hufrehe. Ich habe zwei Grosspferde in Betreuung, jeweils 19 und 20 Jahre alt, die bis vor zwei Jahren eine langwierige Hufrehegeschichte mit machen mussten, ohne das jemand sich damit befasst hat. Ich habe beide lange Zeit relativ zufütterungsfrei gehalten bis sie wirklich erbärmlich abgemagert waren. Leider fand ich lange Zeit kein passendes Futtermittel. Jetzt sind beide wieder rund und glücklich und die Hufe selbst sind ebenfalls auf bestem Heilungsweg. Ich besitze auch das Programm Winration, bin selbst Pferdewirtin mit langjähriger, umfangreicher Erfahrung. Dennoch würde ich gerne von den Fertigmischungen komplett weg kommen. Der gesunde Pferdebestand unter meiner Verantwortung wird überwiegend nach ihrem Konzept gefüttert, da ich selbst nahezu ein lebenslang bereits ähnlich verfahren habe. Dennoch habe ich immer noch ein wenig Angst vor der Fütterung von beispielsweise Hafer an die Rehekandidaten. Ohne Zufütterung magern sie aber wie beschrieben schrecklich ab trotz 24 Stunden Zugang zu Stroh und Heu. Haben sie Tipps für mich?

Mit besten Grüßen und großen Lob,

Janine

  • Hallo Janine,
    jetzt ist das WINration TEAM doch ein wenig stolz. Danke.

    Jetzt aber zu Deinem Problem. In aller Regel ist Hufrehe nicht das Problem eines bestimmten Futtermittels, sondern schlichtweg und einfach eine Überfütterung mit Energie. Da im Gras bzw. Heu schon reichlich Energie ist, ist es bei gefährdeten Pferden immer ratsam das Kraftfutter ganz oder drastisch zu reduzieren.

    Deine Pferde werden jetzt aber so langsam Senioren. Deshalb kannst Du davon ausgehen, dass sie einen zusätzlichen Energie- und Eiweißbedarf von +20% haben.

    Da bei älteren Pferden die Verdauung nicht mehr so effizient ist, ist der Mehrbedarf nötig und der Einsatz von leicht verdaulichen Futtermitteln zum Heu ratsam.

    Bleibe bei 1,5 – 2 kg Heu/100 kg Körpermasse bzw. zum freien Bedarf. Zusätzlich fütterst Du, so unser Vorschlag zur Erprobung, täglich 500 g Zuckerrübenschnitzel pro Pferd. Diese in vierfacher Menge Wasser für mindestens zwei Stunden quellen lassen, ein Schuss Pflanzenöl hinein und etwa 100 g Sojaextraktionsschrot. Bei Bedarf kannst Du in dieses Gemisch natürlich bequem Kalk, Salz, usw. verabreichen.

    Beachte: Wenn die Trockenschnitzel pelletiert sind, dann brauchen sie zum Quellen 4 – 5 Stunden.

    Dir als Fachfrau muss ich ja nicht sagen, dass Du erst mit kleineren Mengen anfütterst.

    Viele liebe Grüße vom WINration TEAM

Fütterung bei Hufrehe

Hallo,

ich habe eine kräftige Warmblutstute (1,60m, ca. 600 Kilo,freizeitgeritten 1-2x/Woche) die im Frühjahr erstmals einen Reheschub hatte. Vorher hatte sie im Sommer 24 Std. Weidegang, im Winter Heulage und Stroh satt + Mineralfutter und eine Handvoll Müsli.

Nach dem Reheschub wurde sie auf Heu umgestellt, zunächst noch mit einigen Std Weide/Tag, jedoch nach wenigen Wochen wurde das Gras komplett eingestellt.
Sie hat nach der Umstellung ziemlich stark abgenommen, ist jetzt sehr schlank, aber meines Erachtens ist das noch ok. Rippen sind nicht sichtbar, aber fühlbar. Sie bekommt aktuell Heu+Stroh satt, Atcom Hufrehe vital und 300gr Kwikbeets täglich.

In unserem Selbstversorgerstall stellt sich jetzt die Frage, ob sie im Winter wieder Heulage bekommen darf oder nicht? Ich bin total verunsichert, die Argumente meiner Miteinsteller sind, dass es sehr kalt werden kann und sie durch das Heu nicht genug Energie bekommt. Unser Bauer hat jedoch eher trockene Heulage und ich habe gelesen, dass dies grade NICHT gut ist.

Habt ihr Vorschläge, ob Heu oder Heulage geeigneter ist? Oder ob meine Stute noch zusätzlich Futter benötigt?

Danke!!

Fütterung von Rehepferden

 Hallo,

wir haben 2 Haflinger und einen Norweger-Haflinger Mix. Leider ist es uns vor Jahren passiert, dass 2 dieser lebenden Rasenmäher Hufrehe bekommen haben, trotzdem wir aufgepasst haben! Nun stehen die 2 auf Spänen und bekommen Heu und Stroh zugeteilt und außer 100 g Hafer und Mineral Zusatz kommen sie für 2 Stunden auf die Wiese. Meine Frage ist nun, dadurch, dass sie nur 2 Std. rauskommen – nach morgendlicher Heugabe – ist die Fressintensität natürlich größer und sie fressen bald ohne Luft zu holen. Wieviel Weidegang kann und sollte man überhaupt solchen Pferden zumuten? Wir haben auch schon diverse Fressbremsen ausprobiert, aber die waren in nullkommanix durch die beiden Jungs zerlegt.

Hallo Granne,

das WINration TEAM steht gerade vor den selben Problemen. Selbst ein zweistündiger Weidegang auf einer Magerweide hat bei einem Pony noch Hufrehe ausgelöst.

Wir haben uns jetzt entschlossen, unsere Robustponys nur noch im Paddock zu halten und teilen ihnen dreimal täglich Heu zu. 1 kg je 100 kg Lebendmasse pro Tag. Kein Hafer! Kein Brot! 1 Möhre.

Unsere Ponys werden des öfteren von Kindern mit ihren Eltern besucht und gestreichelt. Deshalb haben wir zusätzlich Schilder angebracht, die erklären, dass unsere Ponys von uns ausreichend gefüttert werden, auch wenn sie ständig nach Futter betteln. Das Schild könnte auch als Mahnung für viele mitleidigen Ponybesitzer als Mahnung dienen.

Es ist einfach so, wir müssen akzeptieren, dass diese Robustpferderassen auf unseren Böden einfach überfordert sind. Deshalb leider keinen Weidegang sondern nur noch einen gut gesicherten Sandpaddock. Damit die Bewegung nicht zu kurz kommt, werden unsere Ponys jetzt longiert, besser gesagt an der Longe laufen gelassen. Die Longierpeitsche sorgt für den Galopp.

Alle anderen Tipps, wie in zahlreichen Foren propagiert, sind wenig hilfreich.

Viele Grüße vom WINration TEAM

P.S. Unsere Ponys sind jetzt ein wenig sauer mit uns. Aber da müssen sie durch!