Weideflächenbedarf

Gerade in der Hobby- Pferdehaltung wird der Weideflächenbedarf unterschätzt. Die nachfolgende Tabelle zeigt, dass Pferde nicht auf einer Miniweide gehalten werden können:

Grashöhe 15 cmGrashöhe 25 cm
Pony 200 kg LM60 m2 täglich30 m2 täglich
Pony 400 kg LM 70 m2 täglich40 m2 täglich
Grosspferd 600 kg LM100 m2 täglich60 m2 täglich
Schweres Kaltblut 800 kg LM150 m2 täglich80 m2 täglich

Grob gerechnet kann festgehalten werden, dass 1 Pferd zwischen 0,5 ha (5.000 m2) und 1 ha (10.000 m2) Weidefläche benötigt. Dann können Pferde tiergerecht ernährt und das Dauergrünland ökologisch verantwortlich erhalten werden. Kann diese Fläche nicht vorgehalten werden, ist es für die Pferde als auch die Umwelt besser, die Pferde auf einem Sandpaddock zu halten. Die vielen ungepflegten Weiden müssen einfach nicht sein, sie schaden den Pferden und der Umwelt und machen Pferdehalter angreifbar.

Tipps zum Frühjahr: Weideflächenbedarf für Pferde

WeidebedarfDamit Pferde auf der Weide ausreichend gefüttert werden, ist der Weideflächenbedarf der Pferde zu beachten. Nicht nur, dass die Pferde satt werden, sondern auch auch, um die Weiden zu schonen. Ist die Weidefläche zu gering, werden die Pflanzen zu tief abgefressen und besonders hochwertige Gräser und Kräuter wachsen nicht mehr nach. Bei zu üppig zugeteilten Weideflächen ist ein Futterverlust durch Trittschäden zu erwarten.

Grundsätzlich gilt: kurze Fresszeiten und lange Ruhezeiten pro Weide.

Die Ruhezeit sollte 3  Wochen (Frühjahr) bis 6 Wochen betragen, die Weidephase ist mit 7 bis max. 14 Tagen anzusetzen. Daraus ergibt sich, dass Pferdehalter mindestens 4 verschiedene Koppeln im Jahreslauf einplanen sollten. Insgesamt müssen Pferdehalter mit einem Wendebedarf von 0,25 ha bis 0,5 ha rechnen, um die Pferde mit einer guten Futtergrundlage versorgen zu können und gleichzeitig eine nachhaltige Grünlandnutzung zu betreiben.

Von folgendem, durchschnittlichen Futterverbrauch auf einer Weide ist auszugehen:

  • Grashöhe 15 cm: Pony 60 – 70 m2 je Tier und Tag, Großpferd 100 m2 je Tier und Tag
  • Grashöhe 25 cm: Pony 30 – 40 m2 je Tier und Tag, Großpferd 60 m2 je Tier und Tag

Um den unvermeidlichen Futterberg im Frühjahr zu nutzen, sollten die Weiden wechselweise (nicht zu tief! min. 10 cm) zur Heu- bzw. Silagegewinnung gemäht werden.

Der optimale Weidebeginn für Pferde liegt bei einer Grashöhe von 15 cm. Ein Großpferd (600 kg LM) wird durchschnittlich dann 50 kg Gras (entspricht 10 kg Trockenmasse) pro Tag von dieser Weide fressen. Entsprechend ist bei der Rationsberechnung diese Menge Gras einzugeben.

Wie viel Gras frisst ein Weidepferd?

Weide 004
Hanne Peerenboom sagt:

Hallo,
ich hab mal eine kurze Frage: Wieviel Gras frißt ein Pony auf der Weide pro Stunde? Und ein Ponyjährling?
Gruß, H. Peerenboom

Antworten 16. September 2012 um 18:45 

  • Hallo Hanne,

    leider kann man die Pferde nicht fragen, ob sie satt sind. Deshalb muss man einen Umweg machen. In der Fütterungswissenschaft geht man davon aus, dass Pferde dann satt sind, wenn sie ihren Trockenmassenbedarf erreicht haben. Diese Annahme gilt nur für Grundfutter, also Gras, Heu, Stroh, Silage.

    Gehe jetzt folgendermaßen vor:

    1. Tippe in WINration Dein Pferd ein, entsprechen nach Alter, Lebendmasse und Leistung. Das Programm fragt Dich schon, was es im Einzelfall wissen muss. In der Bedarfszeile findest Du dann den Trockenmassenbedarf. Z.B. 5 kg.

    2. Suche Dir jetzt das passende Futtermittel aus. Also z.B. Gras erster oder zweiter Schnitt, gedüngt (intensiv) oder ungedüngt (extensiv), lang oder kurz. Wenn das herausgesucht wurde, dann sagt Dir WINration, wieviel Trockenmasse 1 kg Futter, also bei Dir jetzt Gras, hat.

    3. Jetzt erhöhst Du die Gabe von Gras so lange, bis der Trockenmassenbedarf mit dem Trockenmassengehalt übereinstimmen. Dann ist Dein Pferd mit Sicherheit wohl satt. Vorausgesetzt Dein Pferd leidet nicht an Zucker (EMS), denn dann hören die gar nicht wieder auf zu fressen.

    Eine weitere überschlägige Methode ist folgende:
    Pferde fressen etwa 2 kg Heu je 100 kg Lebendmasse je Tag. Wenn Dein Gras etwa 200g Trockenmasse enthält, dann benötigt das Pferd circa 4 bis 5 mal mehr Gras anstelle von Heu, also 10 kg Gras je 100 kg Lebendmasse. Auch vorausgesetzt, dass das Pferd kein Zucker hat (EMS).

    Und dann eine weitere Methode, sich dem Problem zu nähern. Ein gesundes Pferd frisst in einer Stunde 1 kg Heu. Also 860 g Trockenmasse. Nehmen wir wieder an, das Gras hat 200 g Trockenmasse je kg, dann kann man davon ausgehen, dass das Pferd in einer Stunde ebenfalls 860 g Trockenmasse, also 4,3 kg, also in der Praxis 4 – 6 kg Gras je Stunde frisst.

    Jetzt hast Du einmal gesehen, wie sich das WINration TEAM dieser spannenden Frage nähert. Wohlgemerkt nähert.

    Antworten Hanne Peerenboom sagt:23. September 2012 um 13:18
    Danke!

Pferde lieben längeres Gras

Die Futterversorgung ist oft durch räumliche und zeitliche Unterschiede innerhalb der Vegetationsperiode gekennzeichnet. In einer Untersuchung von A. Naujeck, J. Hill und M. J. Gibb wurde der Einfluss der Schnitthöhe des Futters auf das selektive Nahrungsaufnahmeverhalten von Pferden untersucht.

Das Fressverhalten von Pferden auf der Weide wurde in Großbritannien wissenschaftlich untersucht. Dabei umfasste die Studie zwei Teile: Im ersten Teil wurden Deutsche Weidegrasflächen in vier verschiedenen Schnitthöhen geprüft (3.5, 4.5, 7.5 und 15 cm). In jedem Paddock durfte je ein Pferd eine Stunde lang grasen. Ihr Fressverhalten (Anzahl der Bisse, Besuchsfrequenz der einzelnen Stellen, Ruhezeiten) wurden genau

aufgezeichnet. Im zweiten Teil des Versuchs lag zwischen dem Auftrieb der Pferde und dem Schnittzeitpunkt eine Woche „Ruhezeit“. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen: Im Versuchszeitraum hielten sich die Pferde deutlich länger auf den Parzellen auf, wo das Gras mit 15 cm am längsten war. Die Weidezeit und die Anzahl der Bisse hingen eng zusammen. Damit fraßen die Pferde in den Parzellen mit langem Gras mehr als in den Parzellen mit kurzem Gras. Die Versuchstiere suchten mit Vorliebe Flächen auf, wo das Gras höher als 7 cm war. Im zweiten Experiment hatte das Wachsenlassen des Grases bevor die Pferde aufgetrieben wurden nur einen geringen Einfluss auf die Schnitthöhendifferenzen zwischen den Versuchsparzellen. Für die praktische Weidehaltung von Pferden heißt das: Pferde versuchen auf der Weide immer, ihre Energieaufnahme zu maximieren. Dazu bevorzugen sie Flächen mit höherem Wuchs und erhöhen auf diesen die Bisshäufigkeit. Das sollte bei der Gestaltung der Weide (z. B. zeitliche Absperrungen von Teilflächen) berücksichtigt werden.
Quelle: LWK Niedersachsen
Kontakt: Dr. Dagmar Esser
Versuchswesen Tier
Telefon: 0511 3665-1392
Telefax: 0511 3665-1521