Fütterung bei erblich bedingten Muskelerkrankungen

Susanne, 02.01.21

Könnten Sie mir weiterhelfen im Bezug Fütterung von PSSM und IMM Pferden? Die Pferde sind Genträger aber ohne Symptome….. Wie füttere ich als Pferdewirtin solche Pferde?Vielen lieben Dank und ich wünsche Ihnen noch ein gutes neues Jahr!!!!!
Beste Grüße 
Susanne 

WINration TEAM, 03.01.21

Hallo Susanne, auch Dir und Deinen Pferden ein Frohes und Gesundes Neues Jahr. Mit zunehmender Forschung im Bereich der Vererbungslehre und der Genanalytik werden immer mehr Erbkrankheiten erklärbar. Dazu gehört die Stoffwechselerkrankung PSSM und relativ neu die Autoimmunerkrankung des Muskels IMM (Immune Mediated Myositis), auch MYH1- Myopathie genannt.

PSSM und IMM sind Myopathien, also Muskelerkrankungen. Myopathien schädigen in aller Regel den Muskel, bis hin zur Zerstörung. Zu diesen Muskelerkrankungen zählt der Dir sicher bekannte Verschlag (Belastungsmyopathie), Tying-up und natürlich auch der einfache Muskelkater. Bei PSSM handelt es sich nicht um eine Belastungsmyopathie, sondern um eine erblich bedingte Stoffwechselmyopathie. IMM ist ebenfalls eine erblich bedingte Muskelerkrankung mit einhergehendem Muskelschwund.

Die Diagnose und Behandlung legt ein Tierarzt fest. Die empfehlen zur Prophylaxe sich so zu verhalten, wie bei jeder Belastungsmyopathie, wie z.B. dem Verschlag:

Prophylaxe Belastungsmyopatie (gültig auch für PSSM und IMM)

Kohlenhydrate (Zucker und Stärke) vermeidenKein Getreide, keine Melasse, keine Trockenschnitzel
Heu und Stroh als Hauptfuttermind. 2 kg je 100 kg Lebensmasse. Max. 50% Stroh einsetzen. Pferd an Strohfütterung gewöhnen, Strohanteil langsam innerhalb von 2 Wochen erhöhen!
Luzerneheuca. 0,5 kg Luzerneheu je Tag (dann Heu reduzieren), alternativ Luzernecobs oder Kleeheu, sichert die Eiweißversorgung, Muskelaufbau
Sojaextraktionsschrotca. 100 g je Tag, sichert die Eiweißversorgung, Muskelaufbau, alternativ 100 g Weizenkleie
Ölfettreiches Futter bringt kohlenhydratfreie Energie. Luzerneheu, Sojaextraktionsschrot, Mineralfutter, Salz mit ca. 200 ml Pflanzenöl (Sonnenblume oder Raps, Maiskeimöl) vermischen
kein WeidegangBei Weidegang ist das Futter nicht dosierbar und kann nicht kontrolliert werden.
PaddockhaltungSandboden, matschsicher, leitliniengerecht, mind. 150 m2
StressreduzierungTransportstress, Sozialstress, Futterneid, keine Rundumsicht, viel Auslauf, viel Grundfutter, …
vitaminiertes Mineralfutternach Herstellerangaben dosieren, kein Wundermittel einkaufen, normales vitaminisiertes Mineralfutter für Pferde ist ausreichend.
Salz zuteilennach Bedarfsliste (Na- Bedarf), normales Speisesalz bzw. Viehsalz, nicht jodiert, kein Leckstein, da Aufnahme nicht kontrollierbar. Merke: Salz enthält 30% Na: 1g Na = 3 g Salz
Bewegungtägliche, moderate Bewegung, keine Endbelastung
Keine ZuchtKein Zuchteinsatz mit Pferden mit Erbkrankheiten. IMM und PSSM werden an Nachkommen weitervererbt.
Diese Hinweise haben wir Dir herausgesucht, weil sie nach derzeitigem Stand abgesichert sind. Was da alles im Internet herumgeistert ist eher ein Hinweis auf Ahnungslosigkeit

2 Antworten auf „Fütterung bei erblich bedingten Muskelerkrankungen“

  1. Hallo Herr Arnold,
    als erstes möchte ich auch Ihnen ein Gutes Neues Jahr 2021 wünschen und ganz viel Gesundheit!
    Dann möchte ich mich ganz herzlich bei Ihnen bedanken für die ausführliche und wie immer sehr verständliche Antwort.
    Ich habe mich daran gesetzt und habe gaaaaanz viele Baustellen…..
    Die Pferde bekommen ad libitum Heu und Stroh. Was rechne ich dann?
    Die Pferde leben in einem Offenstall mit ganzjähriger Weidehaltung (Naturschutzflächen). Was rechne ich denn dann an am Futter?
    Die Pferde bekommen Heu von einem Landwirt der extra Mitte/Ende Blüte erst heut. Aber immer von unterschiedlichen Flächen. Eine Analyse wäre so wertlos. Jedoch was rechne ich in so einem Fall?
    Fragen über Fragen………

    1. Hallo Susanne,

      auch Dir ein Frohes und besonders in diesem Jahr ein Gesundes Neues Jahr.

      Wir glauben, dass Du keine Baustellen vor Dir hast. Wie kommen wir dazu? Wenn Du Deinen Pferden ein Heu-/Strohgemisch zur freien Verfügung vorlegst, dann kannst Du einfach davon ausgehen, dass alle Nährstoffe für Deine Schützlinge ausreichend und auch ausgewogen zur Verfügung stehen.

      Für die grundlegende Grundfutterfütterung kannst Du bedenkenlos auf Kraftfutter verzichten. Das wäre für ganz viele Pferde in Deutschland die bessere Fütterung und wesentlich tiergerechter. Lasse Dich nicht verunsichern, nur weil natürlich die Futtermittelfirmen Dir eintrichtern, dass Du Deine Pferde nur gesund fütterst, wenn Du deren Produkte kaufst.

      In unserem Fütterungsvorschlag werden genau die Teile ausgeglichen, die für Deine Pferde eventuell im Mangel sein könnten und Deine Pferde mit ihrem Grundproblem aber vermehrt benötigen.

      Wenn sich Deine Pferde nach ca. 2 -3 Wochen an die Grundfutterfütterung gewöhnt haben, die pendeln sich nämlich in ihrem Bedarf bei freier Raufuttergabe ein (außer Ponys), dann kannst Du davon ausgehen, dass sie 2,5 kg Heu/Strohgemisch pro 100 kg Lebensmasse (LM) und pro Tag (24h) aufnehmen. Wenn Deine Pferde ungewollt ab- oder zunehmen, dann erst müsstest Du eingreifen, weil etwas schief läuft mit dem Gesundheitszustand, dem Sozialverhalten, usw. .

      Jetzt erklären wir Dir, wie Du mit den Werten umgehen kannst:

      2,5 kg/100 kg LM im Raufutter -> 2,14 kg/100 kg LM in der Trockenmasse (TM)
      Selbst im gut getrockneten und lagerfähigen Raufutter ist noch ca. 14% Wasser. Entsprechend sind 2,5 kg Raufutter nur 2,14 kg Trockenmasse.

      2,14 kg TM -> 11,9 kg frisches Gras im Frühjahr – 8,5 kg frisches Gras im Herbst. Da im Frühjahr das Gras mehr Wasser enthält, muss das Pferd mehr davon fressen, um 2,14 kg TM aufzunehmen. Entsprechend weniger Wasser enthält das späte Gras im Herbst, wenn es schon verstroht ist.

      Als Jahresdurchschnitt wird allgemein davon angenommen, dass das Gras 200 g TM enthält. Folglich sind das 10,7 kg frisches Gras, um 2,14 kg TM aufzunehmen.

      Weitere Nachforschungen, wie Trockenmassenbestimmung, Futterinhaltsstoffe, Blutuntersuchungen, Haaruntersuchungen, taschenrechnergenaue Rationsberechnungen usw. sind ersten sehr aufwändig, teuer und wenig aussagefähig, da Du natürlich nicht jeden Grashalm wiegen kannst, den das Pferd aufnimmt. Das ist Scheingenauigkeit.

      Folglich nutzt Du jetzt die weidefreie Zeit (die Weide freut sich), den Pferden diese 2,5kg Heu-/Strohgemisch je 100 kg Lebensmasse je Tag und Tier abzuwiegen sowie die o.g. Zusatzfutter zu reichen. Nach einiger Zeit haben sich die Pferde komplett an diese Ration gewöhnt und verinnerlicht. Dann zu Beginn der Heidesaison werden sie sich nicht anders verhalten. Das Abwiegen des Futters machst Du für Dich, weil es nicht immer leicht fällt, anfangs die benötigten Mengen zu schätzen. Deine weitere Aufgabe ist dann, zu beobachten, wie die Pferde mit der vorgelegten Futtermenge umgehen. Lasse den Pferden aber Zeit, sich langsam anzupassen und Feinjustierungen nimmst Du erst nach ein wenig Beobachtung vor.

      Das Abwiegen des Grundfutters ist sehr einfach: Personenwaage. Du wiegst Dich, kann ja Dein Geheimnis bleiben, und dann gehst Du mit einer Futterportion auf die Waage. Vergiss aber nicht Deine Lebensmasse abzuziehen.

      Und denke besonders daran, dass Grundfutter das tiergerechteste Futtermittel für Pferde ist. In der Steppe, der Heimat der Pferde, wächst kein Müsli.

      Und nun hoffen wir, dass wir Dir ein paar Baustellen abgeräumt haben und Du Freie Fahrt hast.

      Liebe Grüße vom WINration TEAM

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