Fütterung eines Seniors

Hallo ihr!

Nach langer Zeit (Dank euch keine Fütterungsprobleme  ) hier doch wieder Fragepotenzial. Unser neuster Stallzugang (Dexter) ist ein 24jähriger Warmblutwallach, der gut gefüttert zwischen 550 und 600kg wiegen würde. Leider hat er eine Odyssee hinter sich, kann kein Raufutter kauen und muss dringend zunehmen.

Dexter bekommt hier seit einer Woche tägl. 8kg gut eingeweichte Heucobs, 1kg eingeweichte Rübenschnitzel, eine handvoll Möhren, 100ml Leinöl und 2 mal wöchentlich 1kg Mash.

Weide ist im Winter leider nicht möglich.

Ich habe einen neuen Computer, Winration ließ sich nicht problemlos installieren (hier aber erst mal egal  ), … konnte aber die Ration deshalb nicht überprüfen.

Dexter ist, bis auf die Zähne, körperlich fit und soll gesund wieder „etwas auf die Rippen“ bekommen.

Bitte beratet mich!

(Seit langem mal wieder)Grüüüüüüüüüüüüüüüüüße aus der Eifel!!!

Anja

Hallo Anja,

Ein weig Geduld. Eine Gewichtszunahme benötigt Zeit. Die Ration ist prima. Aber eines muss deutlich sein: Ein Pferd wird, wenn älter und nicht mehr so sportlich, auch natürlich weniger Muskeln aufweisen. Das kann durch Fett nicht kompensiert werden. Insgesamt ist aber auch klar, dass wirklich alte Pferde etwa 20% mehr brauchen. Du könntest noch ca. 100 g Soja füttern, um diesem alten Pferd hochwertiges Eiweiß zukommen zu lassen.

Warum geht Einration nicht mehr auf dem neuen Rechner? Es gibt zwei Möglichkeiten: Winratin als Administrator (in) öffen, Rechte Taste der Maus. Weiter besteht die Möglichkeit WINration im Kompatibilitätsmodus zu öffnen. Dann tut das neue Betriebssystem so, als wenn es wieder alt.

Schön wieder aus der Eifel zu hören

Das WINration TEAM

Hallo, guten Abend!  Eine guuute Nachricht!!!

Dexter geht es (soweit) prima. Er hat zu seinem Normalgewicht zurückgefunden und hält mit 6kg eingeweichten Heucobs, dem Kilo Rübenschnitzel, 100ml Pflanzenöl und stetig und auch oft erfolgreich an losem Heu „rumknispeln“ sein Gewicht. !!!

Im Fellwechsel, den er Grundsätzlich gut absolviert beginnt er sich nun aber leider an 2-3 Stellen heftig zu scheuern, obwohl er gewissenhaft gebürstet wird und Parasiten auszuschließen sind.

Wir beabsichtigen, Blutwerte nehmen zu lassen, da aufgrund der langen Hungerzeit mit Leberproblemen zu rechnen ist.

Hier meine Frage dazu:

Sollten wir jetzt etwas an der Ration ändern? Mir kommt 1 Kilo Rübenschnitzel zu viel vor und WinRation schmeißt sie ja sowieso direkt raus.  Soja habe ich bisher nicht gefüttert.

Bitte beratet uns, … wir freuen uns auf den besten „Senf“ im Futtermittelberatungsregal!

Sonnige Grüße aus der Eifel!

Anja

P.S.: WinRation läuft wieder. seit ich ein „vollständiger“ Admin bin.

Hallo Anja, 

jetzt aber zu Dir, wir haben schon ein schlechtes Gewissen, dass wir uns so lange nicht gemeldet haben. Wir hoffen, Du bist uns nicht böse, aber wir haben ja im richtigen Leben noch richtige Berufe und Verpflichtungen.

Dein Senior verdaut nicht mehr so effektiv wie ein normalaltriges Pferd. Deshalb ist eine Überfütterung notwendig. Das gilt für Energie und Eiweiß. Deshalb mault unser WINrationprogramm natürlich mit Dir, weil Du Dein Pferd überfütterst.

Bei diesen wirklichen Senioren ist es wichtig, dass sie ihr Gewicht halten. Dementsprechend muss gefüttert werden. Bei einem Kilo Trockenschnitzel kannst Du nichts falsch machen. Probiere noch einmal ca. 200 g Sojaextraktionsschrot zu den Trockenschnitzel zu geben (hochwertiges Eiweiß. Kann ruhig mit eingeweicht werden. Falls Du dem Senior das noch schmackhafter machen möchtest, gebe einen Löffel Zuckerrübensirup dazu.

Denke bitte daran, dass Du kein zusätzliches Calcium füttern solltest, weil in den Trockenschnitzeln reichlich enthalten ist. Zu viel Mineralien schaden, da sonst die feinen Nierengefäße mineralisiert werden und damit die Nierenfunktion sich verschlechtert.

Damit Du beruhigt bist: Wenn Dein Senior das Gewicht hält, dann machst Du alles richtig! Das ist für Dich bei Deinem Senior das wichtigste Kriterium.

So, Anja, das ist unsere Meinung, die Dir vielleicht weiter hilft. Zum Scheuern können wir Dir hier an der Tastatur in einer Ferndiagnose nichts raten. Das wäre einfach nur falsch.

Viele liebe Grüße vom WINration TEAM

5 Antworten auf „Fütterung eines Seniors“

  1. Hallo liebes Team! 🙂

    Hier seit langem mal wieder Informationsbedarf in der Eifel!
    Dexter (s.o.) geht es weiterhin gut. Er ist nun 27 Jahre und bei einwandfreier Konstitution … außer, … seit einer Weile nimmt er bei gleicher Ration leicht ab. (Nach dem Fellwechsel kann man ein wenig die Rippen sehen.)
    Er (550 kg) und ohne Zahnschluss 😉 bekommt täglich:
    – 8kg eingeweichte Heucobs
    – 100g Soja
    – 100ml Leinöl
    (Heu uns Stroh ad libitum zum Beschäftigen, welches er etwas „versucht zu kauen“, aufgrund seiner Zähne aber nicht schlucken und verwerten kann.)

    Wie können wir die Ration sinnvoll an seinen offensichtlich veränderten Bedarf anpassen, damit er zunächst etwas zunimmt und dann sein Gewicht halten kann?

    Freue mich sehr auf eure Antwort!
    Anja
    vom Weingartshof in der Eifel 🙂

  2. Hallo Anja,

    ganz offensichtlich bekommt Dein Dexter zu wenig Energie, besser, er verwertet sein Futter langsam aber sicher etwas schlechter.

    Folglich würden wir raten, die Energiedichte des Futter zu erhöhen. Für den altersgemäßen Zahnzustand bieten sich, wie schon einmal besprochen, Trockenschnitzel an. Steigere die Menge pro Tag um 100 g auf 500 g pro Tag.

    Ich muss Dir ja nicht sagen, dass die Trockenschnitzel immer eingeweicht werden müssen. Wenn Du lose Schnitzel einsetzt, reichen 3 – 4 h aus, Du könntest das also zusammen mit den Heucops tun. Pelletierte Trockenschnitzel müssen einen Tag eingeweicht werden.

    Vile liebe Grüße vom WINration TEAM

  3. Hallo und Danke für die schnelle Antwort!

    Werden wir versuchen!

    Ich werde berichten und schicke euch sonnige Tage! 🙂
    Anja

    P.S.: Leider spinnt hier der Zugang über WLAN und ich habe die doppelten Eingaben zu spät bemerkt. Löscht bitte alles Doppelte raus. ‚Tschuldigung!

  4. Hallo ihr!

    Jahre sind vergangen und wieder passt das Thema. 😉

    Leider wurde der Hof im Juni 2021 überflutet und alle Ponys wurden evakuiert.
    Alle haben es überstanden, aber die Älteren haben über eine monatelange ausschließliche Heufütterung und den Stress merklich an Gewicht verloren.
    Jetzt sind alle wieder bei uns wir sind dabei, alles wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
    Hier sollen jetzt zunächst TOMMY und ARAMIS, die beiden Ältesten zum Thema werden.

    – TOMMY ist ein Minishettywallach, 23 Jahre alt, wog letzten Sommer ~100kg, hatte ein bewegtes Leben und seit 3 Jahren kennen wir ihn. Im letzten Jahr wurde er als „Scheidungsopfer“ Mitglied unserer kleinen Herde.
    Er hat eine eher schlechte Zahnlage, an der auch nur noch kaum etwas zu retten ist und einen empfindlichen Darm, der auf loses Heu immer mal wieder mit Kotwasser reagiert. (Ausschließlich Cobs machen ihm keine Probleme.)
    Er hat in den letzten Monaten mit ausschließlicher Heufütterung stetig abgenommen.
    Sein Futter besteht seit ca. 4 Wochen aus 1 kg Grascobs, Heu soviel er mag und einem angepassten Mineralfutter.
    Er ist in ärztlicher Begutachtung und es gibt aktuelle Blutbilder. Die Organwerte sind in Ordnung, aber es ist eine deutliche Anämie ersichtlich.

    – ARAMIS ist ein Haflinger, 25 Jahre alt, wog letzten Sommer ~450kg und lebt seit über 10 Jahren bei uns.
    Er hat einiges an Araberblut und war schon immer eher schlank.
    Auch er hat in den letzten Monaten mit ausschließlicher Heufütterung stetig abgenommen.
    Er ist aktiv und wird 2-3x wöchentlich gewissenhaft, freizeitmässig im Gelände bewegt. Dazu hat er meist große Lust und ist in schnelleren Gangarten auch noch unbeschadet länger tragfähig. Längere Schrittphasen wird abgesessen.
    Sein Futter besteht seit ca. 4 Wochen aus 2 kg Grascobs, Heu soviel er mag, und einem angepassten Mineralfutter. Bei merklicher Arbeit erhält er 500g Agrobs-Müsli, oder Mash und bis zu 60ml Leinöl zur Ration.
    Er ist in ärztlicher Begutachtung und es gibt aktuelle Blutbilder. Die Organwerte sind in Ordnung, aber es ist eine leichte Anämie ersichtlich.

    Beide Ponys sollen gesund an Gewicht zulegen und wir wissen ja seit eurer Beratung für DEXTER im ursprünglichen Post, dass ihr darin wahre Profis seid!
    Bitte beratet uns.

    Liebe Grüße vom Weingartshof!
    Anja

  5. Hallo Anja,

    zunächst einmal möchten wir uns für unsere sehr späte Antwort entschuldigen, aber da wir ehrenamtlich arbeiten, geht die Hauptbeschäftigung natürlich vor und die Familie fordert auch ihr Recht.

    Vom Grundsatz:
    1. Es ist ganz normal, dass hochbetagte Pferde abnehmen. Die bewegen sich weniger und haben entsprechend weniger Muskeln (= Masse) als zu früheren Zeiten. Das ist also kein Grund zur Sorge.
    2. Im Gegensatz zu jüngeren Pferden ist die Fütterung von hochbetagten geprägt von dem Grundsatz: Die dürfen alles, was ihnen gut tut. Das gilt deshalb, weil sowohl die Verdauungsorgane einschliesslich des Kopfdarms weniger effektiv arbeiten und die Verdauung (= Umwandlung von organischer in mineralische Masse) nicht mehr so gut klappt.
    3. Es muss besonders bei den wirklichen Senioren darauf geachtet werden, dass so viel Futter aufgenommen werden kann, dass der Eiweiß- und der Energiebedarf gesichert werden kann.
    4. Da meist die Kauleistung (=Zerkleinerung) des Rauhfutters und der haben Getreidekörner Mühe bzw. Schmerzen bereitet, wird zu wenig gefressen.
    5. Die Wasseraufnahme der Senioren ist oft zu gering. Machmal hilft z.B. Apfelsaft im Trinkwasser. Der darf dann ruhig Zucker enthalten. Ist schließlich Energie. Manche schören auch auf einige wenige Tropfen Anis im Trinkwasser.
    6. „Eat what you can“ hat natürlich Grenzen, besonders bei Energie. Obwohl Senioren oft nur 50% der Inhaltsstoffe als vorher aufnehmen, darf niemals die Energiegabe übertrieben werden. Auch im hohen Alter kann es Koliken oder Rehe geben.

    Was können wir jetzt von hier raten?
    1. Heu bleibt immer zur freien Verfügung. Alleine das daran herumkrabbeln macht die Tiere stressärmer. Loses Heu und Kotwasser ist eigentlich nicht das Problem, es sei denn das Heu ist nicht hygienisch oder das Pferd hat Sozialstress beim Fressen, weil andere Tiere es immer von der Raufe verdrängen. 2 oder mehr Fressplätze währen günstig, so weit auseinander, dass sich ranghöhere Tiere nicht bedrängt fühlen.
    2. Es könnte durchaus passieren, das musst Du herausfinden, dass das komplette Heu durch Heucobs ersetzt werden muss. Öl ist immer gut, max 100 ml für das Pony und 200 ml für den Haflinger. Mineralfutter eher vorsichtiger als Herstellerangaben dosieren. Mineralfutter kannst Du bedenkenlos auch selber geben, nämlich 1 Esslöffel (Pony) bzw. 2 Esslöffel (Haflinger) Futterkalk (CaCO3). Nicht mehr, führt sonst zu Verkalkungen der Nieren. Und dann normales Speisesalz 1 gehäufter Teelöffel (Pony) bzw. gehäufter Esslöffel (Haflinger).
    3. Wenn das nicht reicht und die Tiere weiter abnehmen, dann würden wir nicht zu Müsli und Getreide raten, sondern zu Trockenschnitzel und Sojaextraktionsschrot. Du nimmst dann Trockenschnitzel, Sojaextraktionsschrot, Salz, Futterkalk, Öl und lässt das in vierfacher Menge Wasser mindestens 2 Stunden quellen. Dann füttern.

    Die genaue Rezeptur für das Pony pro Tag: 250 g Trockenschnitzel, 50 g Sojaextraktionsschrot und dann die anderen Zutaten.

    Die Rezeptur für den Haflinger pro Tag: 500 g Trockenschnitzel, 100 g Sojaextraktionsschrot und die weiteren Zutaten.

    Mit diesen Tagesmengen startest Du. Nach frühestens 14 Tagen entscheidest Du, ob Du das Kraftfutter erhöhen musst. Die Höchstgrenze beim Pony sollte 500g Trockenschnitzel und 100g Sojaextraktionsschrot sein, beim Haflinger maximal 1.000 g Trockenschnitzel und 200 g Sojaextraktionsschrot sein. Die Zusatzstoffe werden nicht erhöht. Der Trockenschnitzelbrei ist schmackhaft, gut zu kauen und wird gut verdaut. Bitte nicht unterschätzen, das ist ein Energie- und eiweißreiches Kraftfutter. Es enthält meist mehr Gehalte als die meisten Handeslfuttermittel. In den Futtermittelbrei lässt sich übrigens gut alles mit verabreichen. Du kannst auch mal ausprobieren, ob, wenn nicht willig aufgenommen wird, den Geschmack verändern mit Apfelsaft, mit Anisöl, mit …. . Das musst Du einfach mal ausprobieren.

    Wichtig ist, dass die beiden Senioren ungestört von ranghöheren Tieren in aller Ruhe aufnehmen können. Das ist ganz wichtig zu beobachten, denn alte Tiere verlieren ihren Rang gegenüber jüngeren (wertvoller für die Gruppe) Pferden. Das ist die Biologie, das ist nicht grausam. Ein Verständnis, also eine Rücksichtnahme auf ältere Pferde, sieht die Natur nicht vor und kann deshalb, weil genetisch festgeschrieben, nicht von den anderen Pferden erwartet werden.

    So, Tanja, jetzt haben wir einmal unsere Meinung niedergeschrieben, ein wenig zu spät, aber dennoch sorgfältig.

    Ganz liebe Grüße vom WINration TEAM

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