Viele Pferdehalter kennen das Praxisbuch „Giftpflanzen für Pferde“, das nun schon seit 2009 auf dem Markt ist. Die Zeit schreitet voran, die Erkenntnisse ändern sich und aus diesen Gründen gibt es jetzt eine komplett veränderte 2. Auflage. Die Änderungen sind nicht nur kosmetischer Natur (Format, Layout, Titel, Aufnahme in die Edition Pferdewirtprüfung), viel wichtiger ist nach nunmehr neun Jahren die Aktualisierung aufgrund des Fortschrittes der wissenschaftlichen Forschung. Erhebliche Veränderungen für Pferdehalter im letzten Jahrzehnt machten die Aufnahme neuer Kapitel notwendig:
Im Vordergrund steht nicht mehr die Warnung vor den Kreuzkräutern, sondern die wirklich erfolgversprechende Kreuzkrautprophylaxe.
Fast unbemerkt kommt auf Pferdehalter ein nicht unerhebliches Gefährdungspotential zu. Gemeint sind durch sorglosen Herbizideinsatz in der Landwirtschaft „gezüchtete“ resistente Biotypen verschiedener Giftpflanzen, wie z.B. Kreuzkräuter und der Schwarze Nachtschatten. Hier kann es zu einer rasanten Ausbreitung kommen, da diese Pflanzen kaum noch von den Landwirten bekämpft werden können.
Weitgehend ohne Beachtung in der Pferdehaltung bleibt die zunehmend größer werdende Gefahr der Nitratvergiftung. Durch die immer intensivere Tierhaltung und der damit einhergehenden Überdüngung der Böden befindet sich übermäßig viel Nitrat in den Pflanzen, in Oberflächengewässern sowie im Tränkwasser der Pferde. Die schleichende Nitratvergiftung steht noch gar nicht im Fokus der Pferdehalter, zumal Pferde schon mit den für Menschen gültigen Grenzwerten sich vergiften.
Da viele Pferdehalter auch Hunde besitzen, sind diejenigen Pflanzen markiert, die auch die begleitende Hunde in Gefahr bringen.
Dieses Giftpflanzenbuch kann dazu beitragen, unnötige Pferdevergiftungen zu vermeiden, denn darin sind sich Toxikologie einig, 90 % aller Tiervergiftungen hätten vermieden werden können.
Heute gibt es einmal einen Lesetipp, der den Leser ein wenig über den Tellerrand schauen lässt.
Ein Zeitzeuge, nein einer der Zeitzeugen des hippologisches 20. Jahrhunderts, der Tierarzt Dr. Rudolf Lessing, berichtete Pferdewirtauszubildenden über sein Leben. Diese Begegnungen wurden aufgezeichnet und im Bd. 9 der Reihe Pferdewirtprüfung zum Anfang des Jahres veröffentlicht.
Das Taschenbuch ist spannend, kritisch, humorvoll, überraschend und vielfältig wie das gesamte 20. Jahrhundert. Dr. Lessing bespricht mit „seinen“ Auszubildenden, wie er in jungen Jahren die gesamte österreichische Lipizzanerzucht rettete, er im eiskalten Wasser der Ostsee vor Göteborg schwamm, er mit seinem Pferd auf der Autobahn ritt, die Umzüchtung vom Wirtschaftsministerium- zum Reitpferd von ihm mitgestaltet wurde, er bei einer Auktion plötzlich in Hoppegarten ein Pferd ersteigerte und wann er merkte, das die Nationalsozialisten einfach nur Verbrecher waren.
Ein beeindruckendes Buch, das klar macht, dass Reiten alleine nicht ausreicht und Haltung nicht nur auf dem Pferd notwendig ist.
Dietbert Arnold: Pferdewirtprüfung (Bd.9) -Zeitzeuge: Der Lipizzanerretter-, Norderstedt 2018 (Books on Demand), ISBN: 9783746064413, 12,90; erhältlich in jedem Buchladen, Amazon und portofrei beim Verlag Books on Demand
Grundsätzlich wäre eine Dauerbeweidung rund um das Jahr für Pferde wünschenswert, in unserem Klima aber ist dies für das Dauergrünland aber leider eine zu große Belastung. Jeder Pferdehalter muss einen Kompromiss zwischen den Bedürfnissen der Pferde und den Ansprüchen des Grünlandes eingehen.
Grundsätzlich gilt, dass ein Durchtreten der Grasnarbe unter allen Umständen vermieden werden sollte, denn an diesen Stellen siedeln sich meist als erstes unerwünschte Kräuter an, wie z.B. des toxisch wirkende Jacob- Kreuzkraut. Über Ertragsverluste soll hier gar nicht diskutiert werden.
Da es im Sommer regional sehr feucht war, sind vielerorts ernstzunehmende Trittschäden in den Pferdeweiden zu beobachten. Jetzt ist es noch möglich diese Stellen durch Nachsaat zu sanieren. Nur so kann die Besiedlung der unerwünschten, z.T. giftiger Kräuter, vermieden werden.
Zur herbstlichen Weidepflege gehört neben den Reparatursaaten auch das gleichmäßige Abmähen/ Mulchen der gesamten Weide. Dabei solltet Ihr darauf achten, dass Eure Pferde jetzt bei reduziertem Futterangebot das Gras nicht zu kurz abnagen. Die Ideallänge zur Überwinterung der Weide ist 8 – 10 cm. Ist das Gras kürzer, können die Wachtstumszonen der Gräser verfrieren.
Auf Stickstoffdüngungen solltet Ihr jetzt verzichten, denn die Pflanzen speicher in ihren Blättern mehr Wasser und sind somit krankheitsanfälliger und durch Frostschäden bedroht. Allenfalls nach einer Bodenprobe kann eine Kaliumgabe sinnvoll sein, denn dieser Nährstoff reguliert den Wassergehalt der Pflanze.
Bereits im Herbst könnt Ihr eine Bodenprobe nehmen. Mindestens 30 Einstiche (besser mehr) in 10cm Tiefe einsammeln, mischen und an die LUFA senden. Ausreichend ist eine Grunduntersuchung (P, K, Mg, pH). Euch liegt dann die Empfehlung für die notwendige Düngung im zeitigen Frühjahr vor.
Und denkt immer daran, dass eine Beweidung zwischen durchschnittlich November bis April in unseren humiden Breitengraden fast immer zu lasten der Weide geht. In dieser Zeit sind die Pferde auf einem Sandpaddock einfach besser aufgehoben.
Kreuzkräuter, hierzu gehört auch das Jacob- Kreuzkraut, sind für Pferde stark giftig und führt zu schleichenden Vergiftungen, die nicht behandelbar sind und mit Nierenversagen enden.
Auf der Weide lässt sich Kreuzkraut gut identifizieren. Anders im Heu und in der Silage. Selbst geübte Botaniker sehen sich nicht in der Lage, Kreuzkräuter im Heu und in der Silage zu identifizieren. Die LUFA (Landwirtschaftliche Untersuchung- und Forschungsanstalt) Niedersachsen bietet Pferdehaltern einen Nachweis von Kreuzkraut im Grobfutter durch den PCR-Nachweis. Der Kreuzkrautnachweis gibt Pferdehaltern Gewissheit, ob im Heu/ Silage ihrer Pferde Kreuzkraut enthalten ist.
Die Verfütterung von kreuzkrauthaltigem Heu/Silage ist tierschutzwidrig.
Die Untersuchung auf Kreuzkraut im Grobfutter führt u.a. die LUFA Nord- West, Institut für Futtermittel, Jägerstraße 23 – 27, 26121 Oldenburg (www.lufa-nord-west.de) durch. Die Kosten betragen derzeit 114.- € je Probe. Diese kann, muss aber nicht, auf weitere Inhaltsstoffe, wie z.B. Energie, Eiweiß, Ca, P und Na untersucht werden. Der im Internetauftritt der LUFA ausdrucksbare Untersuchungsauftrag nennt die Kosten weiterer Analysen.
Ein Formular für einen Untersuchungsauftrag für Pferde findet Ihr hier.
Das Wickeln von Silageballen muss mit Kosten von ca. 11.- bis 14 € je Ballen kalkuliert werden. Das sind die Kosten, die beispielsweise Lohnunternehmer, Maschinenringe oder benachbarte Landwirte kalkulieren müssen und mit denen Pferdehalter rechnen müssen, wenn sie sich Silageballen wickeln lassen.
Nach Ansicht der Wissenschaft sollte das vorgetrocknete Gras für Pferde nicht zu trocken gewickelt werden. Ideal ist ein Wassergehalt von 50% bzw. 50% Trockenmasse. Nur wenn noch genügend Wasser in der Silage ist, kann die von den Bakterien ausgeschiedene Milchsäure bis in die Stengel eindringen und so das Futter konservieren. Das zusätzlich bei der Silage entstehende Gärgas (von den Bakterien eingeatmeter Sauerstoff (Sauerstoffverbrauch) und ausgeatmetes CO2 (Gärgasanstieg) konserviert ebenfalls das eingeschlossene Futter. Allerdings nur, wenn die Silageballen so stabil gewickelt sind, dass das konservierende CO2 im Ballen bleibt. Ein gut geschützter Silageballen hat mindestens 6, besser 8 Wicklungen, eine ca. 50%ige Überlappung und Lohnunternehmen und Pferdehalter verhindern ausgesprochen pingelig, dass selbst kleinste Löcher mit einem speziellen Folienreparaturband sofort (innerhalb eines Tages) wieder verschlossen werden. Schimmelige Silageballen müssen übrigens komplett entsorgt werden. Deren Verbitterung an Pferde ist tierschutzwidrig.
Folgende Preise wurden für Futtermittel (Anfang) Jun 2017 erzielt. (Alle Preise je Dezitonne = 100 kg, ohne Umsatzsteuer, Verpackung und Lieferung, Quelle: eig. Recherchen, Landwirtschaftskammer Niedersachsen)
Die Ansprüche an eine tiergerechten Pferdehaltung haben sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. War es bisher das Ziel, Pferde vor Tierquälerei, wie Überforderung, Verletzungen durch Training, Giftpflanzen, usw. zu schützen, geht es heute darum, dafür zu sorgen, dass es unseren Mitgeschöpfen, unseren Partnern, das sind die Pferde heutzutage, gut geht.
Und davon, dass es unseren Pferden gut geht, kann nicht immer die Rede sein:
Pferde sind in Deutschland nach durchschnittlich 10 Jahren verschlissen (Quelle: Versicherungen)
Das durchschnittliche Pferd in Deutschland ist nur 5,5 Jahre nach dem 3. Lebensjahr in Nutzung (Quelle: Brade)
Pferde in Deutschland erreichen gerade einmal die Hälfte des biologisch möglichen Lebensalters (Quelle Hübbers)
Koliken und Vergiftungen haben in den letzten Jahren stark zugenommen
Wohlstandserkrankungen wie z.B. Diabetes (=EMS), Hufrehe, Magengeschwüre zusammen mit Übergewicht sind Massenerscheinungen.
Um zu verstehen, wann es Pferden gut geht, haben mittlerweile die Ethologen, also die Verhaltensbiologen, ein wesentlich größere Bedeutung als noch vor wenigen Jahren.
Einen entsprechenden Wandel gibt es auch in der Pferdefütterung. War in der Vergangenheit die Pferdefütterung davon geprägt, möglichst Leistungssteigerungen der Pferde mit ausgeklügelten Futterrationen und immer neu geschaffenen Zusatzfuttermitteln zu generieren, wird heute mehr und mehr darüber nachgedacht, wie Pferde so zu füttern sind, dass wir Menschen Rücksicht auf die genetisch festgelegten Verhaltensweisen und den daraus resultierenden Bedürfnissen nehmen und es den Pferden in unserer Obhut möglichst gut geht.
Auch in diesem Bereich sind die Futterexperten viel stärker als bisher auf die Zusammenarbeit mit den Ethologen angewiesen, denn sie wissen, welche genetisch fixierten Grundbedürfnisse Pferde haben und wie diese bei der Fütterung berücksichtigt werden, damit es unseren Pferden gut geht.
Um es gleich vorweg zu sagen, das Exterieur des heutigen Pferdes hat sich durch die 5.000jährige Domestikation (Haustierwerdung) zwar wesentlich verändert, das Interieur (Anatomie, Physiologie, Verhalten) ist aber durch die 10.000 mal längere Entwicklungsgeschichte des Pferdes unverändert tief genetisch fixiert. Diese Tatsache wird von seriösen Wissenschaftler nicht bezweifelt.
Folgende Details nennen Ethnologen immer wieder, wenn es darum geht, dass es unseren Pferden gut geht:
Das Grundbedürfnis aller Pferde ist eine kontinuierliche Futteraufnahme. 80% ihres Lebens sind Pferde damit beschäftigt! Nur dann leben Pferde stressfrei, wenn sie diesem genetisch fixierten Grundbedürfnis nachkommen können. Als Herdentiere werden Pferde, auch das ist genetisch fixiert, immer aggressiv handeln (agonistisches Verhalten), wenn sie ihre Grundbedürfnisse nicht befriedigen können. Pferde, die ihrem Grundbedürfnis nach kontinuierlicher Futteraufnahme nicht realisieren können, sind gestresst (Magengeschwüre!) und werden gegenüber ihren Artgenossen und auch dem Menschen vermehrt aggressiv auftreten. Viele Pferde versuchen dann ihren Stress durch unerwünschte Verhaltensweisen zu kompensieren.
Nach Einschätzung aller Ethologen (Verhaltensforscher) müssen Pferde mindestens 12, besser 14-16 Stunden Zugang zu Futter haben, um ihr genetisch fixiertes Grundbedürfnis nach Nahrungsaufnahme befriedigen zu können. Das gelingt nur mit der Gabe von wenig energiereichen Futtermitteln, wie Heu, Stroh, Silage und Gras.
Sowohl das Verhalten als auch die Anatomie und Physiologie des Pferdes ist exakt darauf eingestellt, dass es keine Fresspausen (Futterkarenz) länger als 4 Stunden gibt.
Nur durch die kontinuierliche Futteraufnahme (mindestens 12 h) und kurzen Fresspausen (max. 4 h) wird wirksam verhindert, dass Pferde an den vermeidbaren Massenerkrankungen, wie z.B. Magengeschwüren, Koliken, Hufrehe, EMS und Verschlag erkranken und chronisch leiden sowie Verhaltensauffälligkeiten (Zähneknirschen, Stangenbeißen, Boxenschlagen, Scharren, Lecken, Koppen, Weben, usw.) zeigen und sich aggressiv und wenig kooperativ bei der Arbeit verhalten. Fütterungsexperten beschreiben diesen Krankheitskomplex mit den beiden Sammelbegriffen Dysfermentation (krankmachende Fehlverdauung) und Dysbiose (negative Veränderung der Verdauungsbakterien).
Erwachsene, gesunde Großpferde fressen in 1 Stunde durchschnittlich 1kg Heu oder Stroh, 2 kg Silage (50% TM), 5 kg Gras (150 g TM) oder 6 kg Kraftfutter.
Die Verdauungsphysiologie des Pferdes ist auf 1 kg Heu oder 1kg Stroh, 2 kg Silage oder 5 kg Gras pro Stunde eingestellt. Größere Futtermengen je Stunde überfordern das hippologisches Verdauungssystem und führen entsprechend zu Dysbiosen und Dysfermentationen mit ihren vermeidbaren Folgeerkrankungen. Den nutritiv überforderten Pferden geht es nicht mehr gut.
Mit einem Tagesfutterplan kann jeder Pferdehalter genau überprüfen, ob es seinem Pferd aus nutritiver Sicht (aus Sicht der Fütterung) gut geht. Der Tagesfutterplan enthält ein 24- Stunden- Raster. In ihm werden die Futtermittel eingetragen, die jeweils in einer Stunde gefressen werden können. Beispiel: Bei der Gabe von 6 kg Heu um 8.00 Uhr werden 6 Stundenkästchen, beginnend mit dem 8.00- Uhr- Kästchen, angekreuzt, 6 kg Kraftfutter bekommt nur ein Stundenkästchen. Nach Eintrag aller Futtermittel sowie der jeweils notwendigen einstündigen Fresspausen vor und nach Arbeitsphasen mit dem Pferd wird rasch sichtbar, ob das Pferd mindestens 12 Stunden Futterzugang hat und die Fresspausen nie länger als 4 Stunden sind.
Ein Tagesfutterplaner zur tiergerechten Pferdefütterung. So geht es dem Pferd gut!
Die neuen Erkenntnisse in der Pferdefütterung führten zu neuen Bedarfszahlen und auch zu veränderten Bewertungen der Nährstoffe in den einzelnen Futtermitteln. Entsprechend dem Forschungsstand hat die Gesellschaft für Ernährungsphysiologie GfE die neuen Bedarfsnormen veröffentlicht und somit einen neuen Standard festgelegt. Folglich werden für eine Rationsberechnung neue Tabellenwerke notwendig. Ob bereits die aktuellen Werte benutzt werden, könnt Ihr rasch daran erkennen, dass die Energie jetzt ME (Metabolische Energie oder Umsetzbare Energie) abgekürzt wird und die Eiweißwerte durch das präcecal verdauliche Rohprotein bewertet wird. Mit dem Band 8 der Edition Pferdewirtprüfung liegt ein derartiges, praxistaugliches Tabellenwerk endlich allen Pferdehaltern vor und kann bei der Rationsberechnung herangezogen werden. Somit seid Ihr immer auf dem aktuellen Stand. Verdauliche Energie (vE) und verdauliches Rohprotein (vRp) war gestern, Metabolische Energie (ME) und präcecal verdauliches Rohprotein ist heute.
Passend zum Tabellenbuch könnt Ihr Euch kostenfrei hier unter Downloads ein Formblatt zur Rationsberechnung herunterladen.
Das Tabellenwerk bekommt jeder im Buchhandel und z.B. bei amazon.